Ein Krankenpfleger feiert bei „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“ sein Show-Debut – und wechselt in der Folge die Seiten.
Gewissermaßen ist er Krankenpfleger bei Tag und Schauspieler bei Nacht. Okay, ganz so dramatisch gestaltet sich das Leben von Carsten Caniglia dann doch nicht. Dennoch springt er in seinem beruflichen Leben zwischen zwei Leidenschaften hin und her. Jetzt feiert der Schauspieler sein Show-Debut als Gast-Darsteller bei „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“ – und nein: Er spielt tatsächlich keinen Krankenpfleger.
Warum ihm sein beruflicher Hintergrund trotzdem bei der Rolle geholfen hat – und welche geheime Connection er zur Cast von „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“ hat – darüber hat sich Thüringen24 vor der Ausstrahlung mit Caniglia unterhalten.
„In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“: Krankenpfleger wechselt die Seiten
In ihrer Brust schlagen gewissermaßen zwei Herzen. Auf der einen Seite sind sie seit mehreren Jahren ein Schauspieler, der schon in verschiedenen Werbe- und Kinofilmproduktionen mitgewirkt hat. Auf der anderen Seite sind sie ein Krankenpfleger. Wie gut lässt sich denn das eine mit dem anderen vereinen?
Aus der Schichtarbeit bin ich jetzt tatsächlich seit zwei Jahren raus, weil ich jetzt freigestellte Stationsleitung in der Notaufnahme bin. Da habe ich – ich möchte sie mal als Bürozeiten beschreiben – immer Dienst von 7.30 Uhr bis viertel vor vier. Das sind hauptsächlich dann organisatorische und administrative Aufgaben. Bis 2022 war ich stellvertretende Leitung. Und von 2013 bis 2015 habe ich den normalen Schichtbetrieb mitgemacht.
Wie stellen wir uns das vor? Ist es dann so, dass irgendwann die Produktionsfirma anruft und sagt: ‚Du Carsten, wir haben da die und die Rolle für dich!‘ Oder wie sieht das aus?
Seit 2015 bin ich eigentlich in einigen Agenturen und über die kommen dann die ganzen Anfragen. Und ich muss dann gucken, wie ich das distribuiert bekomme. Ob es passt oder nicht. Das hat manchmal auch echt Kraft gekostet. Ich habe zum Beispiel für eine Werbung einen Nachdreh in Berlin drehen müssen, von Samstag auf Sonntag. Dann hatte ich samstags Frühdienst, bin danach von Essen nach Berlin gefahren, dort um sieben angekommen, die haben mich dann vom Hotel abgeholt und dann haben wir in der Nacht gedreht. Um 20 vor 6 lag ich wieder im Hotelzimmer, um 20 vor 7 bin ich wieder aufgestanden, habe gefrühstückt und mir ein Ticket geholt. Und bin dann quasi vom Zug in den Spätdienst gehüpft. Das war schon sportlich.
Aber mir macht die Schauspielerei – dieser Job – einfach so dermaßen viel Spaß, dass ich das dann auch gerne in Kauf nehme. Auch wenn es manchmal dann anstrengend ist, passiert es doch mit einer Leichtigkeit.
„Wird der Umgang schwieriger“
Sie spielen jetzt in der aktuellen Folge von „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“ einen – vorsichtig gesprochen – eher schwierigen Patienten…
… ich nenne ihn mal einen ‚ungewöhnlichen Patienten‘ *lacht*. Also den kenne ich aus meinem pflegerischen Berufsalltag auch.
Also ist ihnen das einfach gefallen, sich mit ihrem Background in die Rolle hineinzuversetzen?
Ja, das ist mir schon sehr einfach gefallen. Das sind typische Patienten. Es gibt von leicht bis schwierig und es gibt noch viel schwierigere Patienten als die Figur, die ich jetzt gespielt habe. Deutlich schwieriger *lacht*. Das ist eigentlich noch recht harmlos, muss ich sagen. Aber durch die ganze Berufserfahrung seit elf Jahren in der Notaufnahme konnte ich die Menschen natürlich auch viel beobachten, wie sie sich verhalten. In ihrer Not und in ihren Ängsten. Das lässt sich dann ganz gut übertragen.
In den letzten Monaten und Jahren wird ja sowieso der Umgang schwieriger, wo es dann auch häufiger eskaliert in der Notaufnahme. Was wir auch bei uns erleben mussten.
Haben Sie da schon mal etwas am eigenen Leib erleben müssen?
Ich musste einmal nur zumindest die Räumlichkeiten verlassen. Wo dann ein Kollege da war, der war zu seiner Zeit 25 Jahre alt. Da war dann ein 70-jähriger Angehöriger, der zu seiner Frau wollte, aber nicht rein konnte, weil die Notaufnahme zu diesem Zeitpunkt überfüllt war. Das hat der Kollege versucht, ihm nett und freundlich zu sagen. Das hat er aber sich nicht sagen lassen wollen, das kann ich auch zum Teil verstehen. Wenn große Ängste herrschen werden Menschen anders. Der 70-Jährige hat dann dem 25-Jährigen die Faust unter die Nase gehalten. So dramatisch ist es jetzt in dieser Folge Gott sei Dank nicht.
Sie bringen also viel Erfahrung in die Rolle mit rein. Wie bereiten Sie sich dann auf die Dreharbeiten vor?
Man erschafft sich meistens seine eigene Biographie und holt sich was aus dem Pool an Erfahrungen und Erlebnissen, die man schon hatte. Übernimmt vielleicht einige Dinge und kreiert sich so seine Figur daraus.
Alte Verbindung zu „In aller Freundschaft“
Hatten Sie vor ihrer Rolle schon einen Bezug zu „In aller Freundschaft“ oder zu „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“?
Doch doch! Lustigerweise konkret zu einem Darsteller von „In aller Freundschaft“. Und zwar zum Philipp Danne (Dr. Ben Ahlbeck). Mit dem habe ich 2009 einen studentischen Abschlussfilm gedreht. Wir hatten leider danach fast überhaupt keinen Kontakt mehr. Dann habe ich ihn aber auf dem Bildschirm und eben bei „In aller Freundschaft“ gesehen. Bei den Dreharbeiten ist leider immer noch kein Kontakt zustande gekommen, aber das fand ich schon sehr amüsant, (dass wir wieder in der gleichen Produktion arbeiten).
… die Story-Lines der Figuren überschneiden sich in der Folge leider nicht.
Genau, jeder hatte ja seine eigene Story. Und ich habe mich dann auf meinen Part beschränkt.
Wie haben sie die Dreharbeiten am Set in Erfurt wahrgenommen?
Ich bin einen Tag vorher angereist. Und morgens um 9 Uhr gings los – ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, wann meine Maskenzeit war. Dann haben wir an dem Tag – das war auch mein einziger Drehtag – bis um halb sieben die ganzen Szenen durchgearbeitet. Was schon auch sportlich ist *lacht*. Weil das natürlich auch ein bisschen Textmaterial bedeutet. Und man ist ja auch in einem völlig fremden Set mit fremden Menschen. Das ist aber auch der Spaß und die Herausforderung. Wenn man länger am Set ist, hat man die Möglichkeit, sich ein bisschen länger einzuleben.
Wäre denn im Notfall noch ein zweiter Drehtag drin gewesen?
Naja, da muss dann schon alles schiefgehen! *lacht* Es war aber auch eine sehr, sehr angenehme Stimmung am Set. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich auch total über die Anfrage gefreut, dass ich hier mitspielen durfte. Ich war ein bisschen überrascht, dass ich keine Pflegekraft spielen soll *lacht*. Aber ist ja auch mal ganz cool, die Patientenseite darstellen zu können.
Als Krankenpfleger, können Sie da einschätzen, wie realistisch die Eingriffe und Ausbildung bei „In aller Freundschaft – die Jungen Ärzte“ sind?
Vielleicht ist das auch von Klinik zu Klinik unterschiedlich. *lacht* Also bei uns in der Klinik läuft das so, dass der Erstkontakt mit den Patienten die Pflegekräfte sind. Dann sagt die Pflegekraft dem Onkel Doktor: ‚Da ist jetzt ein Patient. Der hat dies, das und jenes. Guck ihn dir doch mal an.‘ Bei uns läuft das auch so, dass Blutabnahmen, Vitalwerte erheben, das passiert alles durch die Pflegekräfte. Der Arzt macht eher die Anamnese und gibt Anweisungen, welche Medikamente gegeben werden müssen. Da haben die Pflegekräfte gar nicht die Kompetenz, weil sie keine ärztliche, medizinische Ausbildung haben.
Bei „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“, erlebt man hauptsächlich die Arbeit der Ärzte. Das ist natürlich aber auch eine Arzt-Serie. Aber wie gesagt, vielleicht läuft es im Johannes-Thal-Klinikum aber einfach anders.